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DIE GESCHICHTE DES BURSCHENSCHAFTERTURMS

Erzherzog Maximilian von Este-Österreich (Enkel von Kaiser Franz I. und Maria Theresia) errichtete im Zeitraum von 1831 – 1835 zur Verteidigung der Westgrenze der Monarchie gegen zu befürchtende feindliche Angriffe wie die Napoleons – dieser war 1805 und 1809 bis Wien vorgedrungen – die „Linzer Donaufestung“.

Die letztliche Linzer Maximilianische Befestigung diente als Vorbild für weitere österreichische Befestigungsanlagen u.a. für die St.Veits-Schanze in Pola (1832), für die Hafen-Einfahrt von Venedig (Torre Massimiliano), und die Festung Verona (1840). Aber auch für die inzwischen wieder verschwundenen Befestigungen von Paris, die General Paixhanns geplant hatte, die den hochmotivierten preußischen Belagerern 1870/71 größte Probleme bereiteten.

Die Wehranlage bestand insgesamt aus 32 Festungstürmen, zwei Klausen an der Donau, und dem Fort am Pöstlingberg. Die Turmlinie der Anlage verlief auf der Höhe der „Urfahrer Wände“ über die Donau, die durch die zwei Klausen gesichert war. Auf beiden Ufern musste jeweils wieder der Anschluss an die Verteidigungslinie gefunden werden.

Daraus leitet sich auch der Name Anschlussturm ab (Turm am rechten Donauufer, als "Anschluss" an die südliche ringförmige „Donaufestung“).

Rechte Klause, erbaut 1832, (Der Burschenschafter-Turm in seiner ursprünglichen Gestalt) Zeichnung von Leopold Zinnöcker 1848

Anschlußturm um 1907 als Notquartier


DIE ENTSTEHUNG DES DENKMALES BURSCHENSCHAFTERTURM

Die Burschenschaft der Ostmark (BdO), am Burschentag 1907 in Linz als Zusammenschluss der deutschen Burschenschaften in der Habsburger Monarchie einschließlich Czernowitz gegründet, fasste auf ihrem Verbandstag in Wien am 12. Juni 1915 den Beschluss, für die gefallenen Burschenschafter des 1. Weltkrieges an einem geeigneten Punkt an der Donau in Linz eine Gedächtnisstätte zu errichten. Ein Denkmalausschuss wurde mit der Planung und Durchführung beauftragt. Zum Zeitpunkt des Ankaufs 1917 durch den Abg. zum Reichstag, Vbr Dr. Carl Beurle (Akad. B! Libertas Wien), war der Burschenschafterturm in einem jämmerlichen Bauzustand und diente als Notquartier.

Dr. Carl Beurle hatte in Übereinstimmung mit seinem Parteifreund Dr. Franz Dinghofer (Akad. B! Ostmark Graz), nach dem Ersten Weltkrieg Präsident der provisorischen österreichischen Nationalversammlung, die Wahl des Standortes Linz nachdrücklich vertreten, da Linz für die Burschenschaft stets eine hohe Bedeutung hatte.

Hier war im Mai 1890 die Einigung der deutsch-österreichischen Burschenschaft erzielt worden, der „Linzer Delegierten-Convent“ wurde gegründet. Bis 1893 und auch später fanden in Linz Burschentage statt und 1907 war in Linz die Burschenschaft der Ostmark gegründet worden.

Der 1. Weltkrieg, die Zerschlagung der Monarchie und die nachfolgende Inflation setzten den weiteren Ausbauplänen vorerst ein Ende.

Obwohl an eine Realisierung nicht zu denken war, wurde schon Mitte 1918 auf dem 12. BdO-Verbandstag ein Wettbewerb ausgeschrieben „für den Entwurf zum Linzer Burschenschafterdenkmal“.

1920 wurde schließlich der Entwurf von Herrn Prof. August Jentsch, Architekt und an der Wiener Hochschule für Bodenkultur lehrend, angenommen.

Ein Modell von Jentschs Entwurf, acht Schautafeln und ein Ölgemälde waren vom 28. November bis 31. Dezember 1920 in der Herbstausstellung des österreichischen Künstlerbundes im Wiener Schwarzenberg-Palais zu sehen, anschließend in einer Ausstellung des Oberösterreichischen Kunstvereins in Linz.

Nach mehreren Neu- und Umplanungen, wurde am 22. Jänner 1928 in Berlin dem Denkmalausschuss der Deutschen Burschenschaft ein Plan vorgelegt, den Turm in Linz im Sinne des durch Alfons und Hans Paar abgeänderten Entwurfes der VbrVbr Dr.Ing. Otto Gröger (Akad. B! Teutonia Prag)und Prof Max Fleischhacker (Akad. B! Alania Wien) als Gefallenendenkmal der Deutschen Burschenschaft auszubauen. In Würdigung des Umstandes, dass dem Denkmal an dieser Stelle als Werbung für den burschenschaftlichen Gedanken eine besondere Bedeutung zukommt, beschloss dieser Ausschuss, den Turm in Linz von der Deutschen Burschenschaft zu einem Denkmal als Wahrzeichen des Zusammenschlusses aller Burschenschaften der Deutschen Burschenschaft und der geistigen und kulturellen Einheit des gesamten deutschen Volkes auszubauen.

Der Entwurf wurde dem Hauptausschuss der Deutschen Burschenschaft bei der Tagung am 4. März 1928 in Eisenach vorgelegt.

Der Altherrentag der Deutschen Burschenschaft beschloss Ende Mai 1928 einstimmig, das Denkmal auf Kosten der Deutschen Burschenschaft auszubauen und beauftragte die VaB Ortsgruppe Wien mit der Bauführung. Auch der Burschentag stimmte einhellig zu.

An der Außenwand des Turmes in Stein gehauen sollte der Wahlspruch „Ein Volk - Ein Reich“ ein Anliegen in der burschenschaftlichen Tradition der deutschen Einheits- und Freiheitsbewegung des 19. und 20. Jahrhunderts zum Ausdruck bringen, das mit Rechtsradikalismus oder politischem Sektierertum nichts zu tun hatte.


DIE ERÖFFNUNG DES DENKMALES BURSCHENSCHAFTERTURM 1932

Am 15. Oktober fand der Gautag des Gauverbands Donaugau der 28 Ortsgruppen und 32 Altherrenverbände der VABÖ statt sowie ein Festabend mit Anschlusskundgebung unter dem Vorsitz der Deutschen Burschenschaft in der Linzer Volksgartenhalle, auf dem Hofrat Friedrich von Kunze (Akad. B! Ghibellinia Prag) vom Obersten Verwaltungsgericht Österreichs die Festrede hielt.

Am 16.Oktober folgte am Vormittag ein „Festlicher Fahnenaufmarsch zum Turm“, gefolgt von Gedenkrede für die Gefallenen, Weihestunde und feierlicher Übergabe des Turmes an die Ortsgruppe Wien der Vereinigung der Alten Burschenschafter. Die über zweitausend Teilnehmer erhielten ein eigenes Festabzeichen.

Die Bundesregierung ließ Grüße, Wünsche und Anteilnahme durch Dr. Franz Dinghofer übermitteln.

Als Vertreter des deutschen Botschafters in Wien erschien Konsul Dirk von Langen, Alter Herr einer Königsberger Verbindung.

Aus den deutschen Siedlungsgebieten in ganz Südosteuropa, vor allem aus dem Banat und Siebenbürgen, waren Studenten und Alte Herren gekommen. Sie erblickten im Turm ein stellvertretendes Denkmal, da die rumänischen und tschechischen Behörden die Anbringung von Gedenktafeln oder Aufstellung von Denkmälern für die gefallenen deutschen Studenten und Professoren in den Hochschulen regelmäßig verhinderten.

Am Sonntagvormittag um 9.00 Uhr setzte sich aus Linz der Festzug in Bewegung. Voran schritten die drei Jenaischen Burschenschaften Arminia, Germania und Teutonia mit der Fahne der Urburschenschaft, die schon 1817 auf dem Wartburgfest wehte. Im Zug wurde die Schwarz – Rot – Goldene Fahne des „Einigungsburschentages“ von Salzburg, an der sich als Fahnenbänder die 135 Bänder sämtlicher Burschenschaften befanden, mitgeführt.

Die mit 135 Burschenbändern versehene Originalfahne des Einigungsburschentages von 1922 ist für uns von besonderem historischen Wert, sie wird im Museum Burschenschafterturm in Linz aufbewahrt.

Den berittenen Chargierten und zahlreichen Fahnen, von einer vieltausendköpfigen Menschenmenge, die Spalier bildete, stürmisch bejubelt, folgte ein schier endloser Festzug.

Die Feier wurde vom Wiener Rundfunk für die übrigen österreichischen Sender und für zahlreiche Sender Deutschlands übertragen.

Bei dieser Veranstaltung waren unter anderem auch Vertreter des Gewerkschaftsbundes anwesend, sowie zahlreiche Mitglieder des Deutsch-Österreichischen Volksbundes (DÖV).

Der DÖV war eine Organisation, der 1928, allein in Österreich, 1,2 Millionen Mitglieder angehörten, und die seit 1919 für den Anschluss an das Deutsche Reich eintrat. Sein Vorsitzender war Paul Löbe (Sozialistische Partei Deutschlands, SPD), Präsident des deutschen Reichstages, seinem Vorstand gehört unter anderem der ehemalige österreichische Bundeskanzler Dr. Karl Renner (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Österreichs, heute Sozialdemokratische Partei Österreichs) an.

Festrede bei der Turmeröffnung

feierliche Turmeröffnung 1932

feierliche Turmeröffnung 1932


DER TURM VON 1938
BIS NACH DEM 2. WELTKRIEG

Die Burschenschaften hatten im „Dritten Reich“ keine Existenzberechtigung. Die Burschenschaften in Österreich wurden unverzüglich nach dem „Anschluss an das Dritte Reich“, am 13.05.1938, verboten und ihr Vermögen beschlagnahmt.

Der Turm war ab dem Einmarsch dem Einfluss der VaB entzogen.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen, am 12.03.1938, wurde der Burschenschafterturm dem Einfluss des damaligen Eigentümers, der VaB Wien, entzogen. Ein Jahr später wurde am 20. April 1939 am Turm aus schwarzem Stahlblech die zutiefst unhistorische Ergänzung „Ein Führer“ angebracht.

Während des Krieges wurde der Turm von verschiedenen NS-Organisationen benützt, unter anderem als Lagerraum.

In den Jahren nach Kriegsende wurde das Mobiliar geplündert, die Fenster zerschlagen, die Wände teilweise übertüncht, die steinerne Inschrift „Ein Volk - Ein Reich“ abgeschlagen und der blecherne Zusatz „Ein Führer“ entsorgt.

Obwohl der Turm der VaB Wien gehörte, war er 1945 als „deutsches Eigentum“ beschlagnahmt worden und gelangte erst am 19. Februar 1957 nach langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen wieder in die Hände des alten Eigentümers. 1989 und 2006/2007 wurde der Burschenschafterturm unter relativ großem finanziellen Aufwand mit Hilfe der akad. B! B! in Österreich und mit Hilfe der „Deutschen Burschenschaft“ und auch Ihrer Beiträge aufwändig restauriert.

Ende 2006 wurde donauseitig ein ca. 5 m großer Zirkel angebracht, um den Turm von der Donau her besser ins Blickfeld zu rücken. Durch eine Außenbeleuchtung und die seit Jahr und Tag vom höchsten Punkt des Linzer Burschenschafterturms wehende Fahne in den Farben der Deutschen Burschenschaft „Schwarz-Rot-Gold“ wird die Aufmerksamkeit zusätzlich erhöht.

Sicherlich im Sinne der Gefallenen wird über das reine Gedenken hinaus von der Deutschen Burschenschaft mit dem „Anschlussturm“ – Burschenschafterturm auch ein bedeutendes Kulturdenkmal bewahrt.